Ein heller Streifen am Horizont 
 
Da ist er wieder, dieser helle Streifen, den ich schon so oft sah, aber kaum rannte ich auf ihn zu, da war er wieder weg, wurde von einer dunklen Wolke verdeckt.
Diesmal warte ich, gehe ganz langsam darauf zu, bleibe immer wieder stehen, versichere mich, daß der Streifen noch da ist, laufe nicht mehr blind dahin....
Und noch sehe ich ihn, diesen Streifen, von Schritt zu Schritt strahlt er heller, doch ich zögere. 
Gucke immer wieder, ob die Richtung noch stimmt.
Bin unsicher, ob ich mich nicht doch wieder irre, sehe diese dunkle Wolke schon wieder auf mich zukommen, den hellen Streifen verdrängen.
Doch diesmal kämpfe ich, lasse es nicht wieder zu, daß mir jemand meinen kleinen Streifen Hoffnung wegnimmt.
Denn diesmal soll er mir erhalten bleiben, dieser Streifen Hoffnung am Horizont.
Und ich gehe weiter auf ihn zu, auf den Streifen am Horizont, langsam, zögernd, aber nicht aufgebend.
Ich behalte ihn im Auge, den Horizont, und wenn da mal ein paar Steine im Weg liegen, so gehe ich um diese Steine herum, oder noch besser, ich räume sie weg.
Mag der Weg auch noch so steinig und uneben sein, ich gehe ihn weiter, denn er führt mich aus der Dunkelheit heraus zu dem hellen Streifen Hoffnung am Horizont.
Und ich habe schon eine ganze Wegstrecke dahin zurückgelegt. Ich komme immer näher.
Möge mich diesmal keine Wolke von meinem Weg abbringen.
Vom Weg zum hellen Streifen am Horizont.
   
 

© Gila Holler (Samstag, 4. August 2001)

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